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New Work: Was heißt das?

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New Work: Was heißt das?

Lesezeit ca. 2:40 min

Work-Life-Balance, Agilität und jetzt “New Work”: Ist der neue “Megatrend” (ich dachte, wir sind mittlerweile eigentlich bei “Tera…” ;-)) New Work eine leere Hülse und wenn nein, was steckt drin?

 

New Work in der Blockhütte

Das Foto mit der Blockhütte, die etwas mit ihrer doch recht industriell anmutenden Umgebung zu fremdeln scheint, stammt von einem AGILEMENT-Workshop bei “Bosch Cognitive Services”, einer neugegründeten Arbeitseinheit bei Bosch, die sich mit innovativer praktischen Anwendung von Künstlicher Intelligenz befasst.

Für die im Büro tätigen Mitarbeiter bei Bosch ist es – ähnliches war kürzlich auch über Microsoft Deutschland zu lesen – mittlerweile normal, keinen festen Arbeitsplatz zu haben, sondern einfach morgens einen freien Platz zu besetzen, den Laptop aufzumachen und zu arbeiten. Im Silicon Valley und im Coworking Space fast schon ein alter Hut, sind solche als Teil von “New Work” apostrophierten Arbeitsorganisations-Umstellungen in “Corporate Germany” durchaus noch als revolutionär zu betrachten.

 

New Work = Agilität + Individualität + Blockhütte?

Individualität, Agilität, flachere Hierarchien und offene Bürokonzepte (die Blockhütte im Bild dient als ad-hoc-Meetingraum für das ansonsten im Großraumbüro verstreut arbeitende Team), so scheint die Realität von “New Work” auszusehen.

Liest man beim Begriffsbegründer von “New Work”, dem US-Österreicher Frithjof Bergmann nach, ist das erste, was auffällt, dass der Begriff von der neuen Arbeit selbst bereits über 30 Jahr alt ist. Bergmann ging (und geht) es dabei um nichts weniger als um eine Neubestimmung des gesamten, individuellen wie gesellschaftlichen Verständnisses zur Arbeit. Dabei erwächst die Notwendigkeit dieser Neubestimmung aus der Überzeugung, dass wir vor dem Ende der Industriegesellschaft stehen.

In den 1980er Jahren diagnostizierte Bergmann dieses noch am Beispiel des Niedergangs der klassischen Automobilindustrie in den USA, heute sieht er – wie so viele – die Digitalisierung als entscheidende Treibfeder.

 

New Work = Ende der Erwerbsarbeit?

Was soll man nun von einem Begriff halten, wenn derjenige, der ihn geprägt hat, vom Ende der Erwerbsarbeit in den entwickelten Industrienationen spricht? Und was hat das mit der Blockhütte bei Bosch zu tun?

Vielleicht sind wir einfach gesellschaftliche Großdiagnosen und entsprechende sozialutopische Lösungsansätze, die Bergmann auch liefert, nicht mehr gewöhnt. Jedenfalls geht der erste Reflex doch – zumindest bei mir – durchaus in die Richtung “Nur weil es jetzt bald selbstfahrende Autos gibt, heißt das doch nicht, das bald niemand mehr arbeitet, um Geld zu verdienen.”

Nun, so blauäugig sind Bergmann und seine Adepten nicht (vgl. z.B. ein recht aktuelles  Interview mit ihm und Markus Väth).

 

Die Großen und die Kleinen

Aber für den Moment sieht es doch so aus, als wären die ganz konkreten Folgen von “New Work” für die Mitarbeiter in Unternehmen, die sich dieses Schlagwort auf die Fahne schreiben, ein Zuwachs an Eigenverantwortung, Flexibilität und Mitentscheidungsmöglichkeiten. Das muss man sicher nicht misstrauischer beäugen als nötig, zumal die derzeitigen und künftigen Berufseinsteiger zumindest hierzulande – so sie gut ausgebildet sind – über einen recht langen Hebel verfügen.

Eines ist aber auch klar: Wenn ich im Arbeitsalltag mehr eigene Entscheidungen treffen darf, mir meine Zeit selbst einteilen soll und schnelle Ergebnisse statt langer Prozesse gefragt sind, ist das nicht nur Chance, sondern auch Herausforderung. Eine solide Selbstorganisation erscheint nötiger denn je.

Während wir auf das Ende der Arbeit, wie wir sie kennen, warten, passiert nämlich hauptsächlich eines:

Die Großen lernen von den Kleinen (wieder), warum Agilität und Flexibilität in einer hochdynamischen Umgebung einfach wichtige Erfolgsmerkmale sind.

Mag sein, dass New Work einmal für mehr stehen wird, im Moment ist das Faktum Erwerbsarbeit aber sicher nur für eine winzige Gruppe von Menschen am Verschwinden.

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