Blick ins AGILEment-Buch, Teil 2: Notwendigkeiten
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Notwendigkeiten akzeptieren
Als die „Deutsche Bahn AG“ noch „Bundesbahn“ hieß, vielleicht auch noch danach, jedenfalls aber vor einiger Zeit, konnte man in den Gängen vieler Züge eine ins Deutsche übersetzte und säkularisierte Version eines Gebets des amerikanischen Theologen Reinhold Nie-buhr (1892-1971) lesen:
Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Eisenharter Realismus in Glückskeks-Verpackung
So in etwa war es da zu lesen und wir haben uns mehr als einmal gefragt, ob die Fahrgäste mit diesen Zeilen bereits vor dem Eintreten einer Zugverspätung von der Meuterei abgebracht werden sollten. Auf den ersten Blick klingt das Ganze jedenfalls arg nach einem zu lang geratenen Glückskeks-Vers.
Schaut man genauer hin oder versucht – ganz im Sinne Niebuhrs, übrigens – diese Bitte zur Leitmaxime des eigenen Handelns zu machen (wenn der Diebstahl bei Kant für den Moment gestattet sein möge), sieht die Sache schon anders aus. Zum Vorschein kommt nämlich ein geradezu eisenharter Realismus, der uns damals in der Bahn recht unsanft auf folgende Tatsache hinwies:
Dass man sich wohl vor allem zu Studienzeiten den Luxus leisten kann, das Reich der Notwendigkeit zwar anzuerkennen, dessen Herrschaft aber vor allem als eine über die anderen wahrzunehmen, weniger über einen selbst.
Lektion in Demut
Mit mittlerweile längst mühsam gelernter Demut geben wir es zu: Ja, es gibt Dinge, die (selbst) wir nicht ändern können. Und dazu – Achtung: Nächste Schein-Selbstverständlichkeit – gehört die Tatsache, dass in der Realität die Zeit, die uns zur Verfügung steht, immer begrenzt ist.
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