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Fußball und Selbstorganisation: Agil geht beides besser

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Fußball und Selbstorganisation: Agil geht beides besser

Lesezeit ca. 2:50 min

Fußball und Selbstorganisation: Agil geht beides besser. Ja, vermutlich mache ich mich mit dem Titel schuldig. Schuldig entweder, einen aktuellen Anlass (= Die Fußball-Weltmeisterschaft) zu benutzen, um mehr Aufmerksamkeit auf die eigene Sache zu lenken. Oder schuldig der “déformation professionelle”, der Berufskrankheit, zu große Teile das Weltgeschehen durch die eigene Brille zu sehen.

Aber offen gesprochen: Es ist mir egal. Ich bin nun einmal der Ansicht, dass erstens der Sport ein Gebiet der Wirklichkeit ist, aus dem sich oft etwas lernen lässt und zweitens die Vorstellung der deutschen Nationalmannschaft in Russland wenigstens irgendeinen Sinn haben muss. Also: Vorsicht in den Wind; here we go; Fußball, Selbstorganisation, agil , da muss doch eine Geschichte draus werden 😉

 

Planlos und ohne Mittel

Zwischen etwa 1994 und 2004 konnte man dem Fußball der deutschen Nationalmannschaft vor allem Planlosigkeit und fehlende Mittel vorwerfen, 2018 sieht es nach dem Gegenteil aus. “Wir” hatten durch den kombinierten Einfluss von Jürgen Klinsmann und Joachim Löw (und vielen weiteren natürlich) sowohl bei den Mitteln (Fitness, Technik) als auch im Bereich Plan (Strategie, Taktik) soweit dazugelernt, dass Deutschland 2014 verdient (!) Weltmeister wurde.

Und alle Löw-Hasser mögen sich bitte an die Zeit des Rumpelfußballs erinnern, als wir Oliver Kahn zum Titan machen mussten, um uns noch im Spiegel ansehen zu können. “Hinten sicher stehen und nach vorn hilft der liebe Gott”, so wurde gespielt.

 

Kontrolle ist gut…

Joachim Löw und Jürgen Klinsmann haben eines gemeinsam, was oft übersehen wird: Kontrollzwang. Während aber Jürgen Klinsmann diesen Wesenszug durch offen zur Schau gestellte Emotionalität ausglich, erstreckt sich der Perfektionismus bei Löw noch auf die letzten Details der Außenwahrnehmung. Wie anstrengend diese extreme Form der Selbstorganisation sein muss, merkte man an den Nasenbohr-Bildern vor einigen Jahren: Es musste einfach irgendwie raus, im wahrsten Sinne.

 

Agile Unberechenbarkeit vs. Angst vor dem Versagen

Die gleiche Kontrolle verhängte Löw auch über das Spiel der Nationalmannschaft und in der Tat: Wenn dann noch Elemente wie Bastian Schweinsteigers Willen, Thomas Müllers agile Unberechenbarkeit, das Tempo von Philipp Lahm und die Perfektion von Manuel Neuer hinzukommen, kann großes entstehen. Wenn der letzte Wille aber fehlt, bleibt schnell vor allem eines:

Jeder verlässt sich auf den großen, perfekten Plan, den man doch hat.

Selbstbewusstsein wendet sich in arrogante Pomadigkeit, und dann, wenn es nicht läuft, ist die Angst vor dem Versagen plötzlich größer als der Wille, etwas dagegen zu unternehmen. Wer dieses Gefühl schon einmal hatte, wird vorsichtig sein mit der Spieler-Schelte nach dem Debakel in Russland.

 

Ohne Agilität ist alles nichts, auch Tiki-Taka

Den Spaniern ist es nun ähnlich ergangen und auch dort ist der Plan “absolute Spielkontrolle” nicht aufgegangen, weil eines fehlt, das die Mannschaften, die bisher überrascht haben, haufenweise besitzen: Agilität.

Die Fähigkeit und den Willen, einerseits diszipliniert und planvoll aufzutreten, andererseits aber auch das, was kommt (denn es gibt ja immer noch eine Mannschaft auf dem Platz!), nicht hin-, sondern anzunehmen und das Beste daraus zu machen.

 

Annehmen, was wir nicht ändern können

Sporteiegnisse können ein starkes Wir-Gefühl auslösen, meist allerdings, wenn sie gut laufen. Versuchen wir es doch diesmal anders und nehmen die Art und Weise, wie die deutsche Mannschaft gescheitert ist, als kollektive Lehre für “uns”: Planen ist gut, Kontrolle auch, aber die Fähigkeit, nur bis zur nächsten Brücke zu denken und das, was wir nicht ändern können, anzunehmen und das Beste daraus zu machen, ist mindestens genauso wichtig.

Agil zu bleiben, wie die Japaner gestern nach dem Ausgleichstor der Belgier, ist eine Tugend, die auch wir planverliebten Deutschen dringend nötig haben. Auf dem Platz wie am Schreibtisch.

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